Dr. Ropohl

Spiegelbild für eine schizoide Gesellschaft

‹Rezension› zu Günter Ropohls neustem Werk

Günter Ropohl

Besorgnisgesellschaft:
Hintergründe der Tabakbekämpfung

Freiheit oder Gesundheit?

(Diese Frage ist bereits eine Freiheitsbeschränkung)
.

Günter Ropohls Buch Besorgnisgesellschaft - Hintergründe der Tabakbekämpfung_sm

Professor Günter Ropohls aktuelles Buch «Besorgnisgesellschaft«, erschienen im Parodos-Verlag Berlin, liest sich schnell und mühelos, da der Autor bekanntermaßen eine flotte Feder führt. Es ist problemlos möglich, dieses Buch mit 150 Seiten (inkl. Anhang) an einem Abend durchzulesen; denn es ist erheiternd und lehrreich zugleich.

Schlafen Sie anschließend eine Nacht drüber. Und dann lesen Sie es am besten noch einmal von vorne.

Das ist ernst gemeint: So viel Zeit sollten Sie sich für diese rasierklingenscharfe Analyse nehmen. Sie vereint alle wichtigen Aspekte eines vielschichtigen Problems auf kleinstem Raum. Auch wenn man es dem Buch auf den ersten Blick nicht zutraut, so ist es doch gleichzeitig eine Anregung zum Nachdenken auf Metaebene und Grundlage für tiefer gehende Reflexionen über die Hintergründe eines gesellschaftlich forcierten Wandels und ihrer damit einhergehenden Werteverlagerung, der kritisch begleitet werden muß. Nicht nur deshalb, weil die Vorgänge die Gefahr einer gravierenden wissenschaftlichen Fehlentwicklung in sich trägt, sondern vor allem, weil er einen Angriff auf die Freiheit darstellt, dessen Dimensionen zurzeit kaum noch von jemandem überblickt werden können. Und damit ist bei weitem nicht nur die Freiheit der Raucher gemeint, obwohl die Tabakbekämpfung das näher betrachtete Beispiel für ein aus dem Ruder laufendes Risikovermeidungsdenken ist, das die Fundamente einer freien und pluralistischen Gesellschaft zu erschüttern droht.

Günter Ropohl ist zwar nicht der Erste, der zu ergründen versucht, warum ausgerechnet in der Frage des Rauchens bei Politik, Wissenschaft (Beispiel_1 und Beispiel_2) und Medien vor ein paar Jahren fast schlagartig und zeitgleich der Verstand aussetzte, doch seine knappe, dichte und folglich äußerst präzise Darstellung seiner Analyse zeugt von einem überaus wachen und potenten Verstand, der die seltene Fähigkeit besitzt, die gedanklichen Verknüpfungen punktgenau an den richtigen Enden anzubringen, so daß Erkenntnisse und Schlußfolgerungen zu diesem unerklärlichen Phänomen überhaupt erst möglich werden.

Ropohl verzichtet bewußt auf einen Bösewicht und beschreitet damit den mühsameren, aber auch glaubwürdigeren Weg, obwohl Fehlverhalten – zum Teil auch gravierendes Fehlverhalten – bestimmter Akteure durchaus benannt werden. In dem komplexen Geschehen, das im Laufe der letzten zehn Jahre zu einer schleichenden Spaltung der Gesellschaft führte, worin die Minderheit der Raucher sich plötzlich einer Mehrheit von aggressiven Ex- und Nichtrauchern gegenüberstehen und von der Öffentlichkeit ausgeschlossen sieht, spielt bedauerlicherweise gerade die Wissenschaft – als Teil der Triade mit Politik und Medien – eine Rolle, «für die man sich als Wissenschaftler in Grund und Boden schämen möchte», um den Präventivmediziner, Prof. Dr. med. Romano Grieshaber, zu zitieren.

Ropohl arbeitet klar und verständlich heraus, daß Wissen in einer Besorgnisgesellschaft keine eigene Orientierungsgröße mehr darstellt, sondern nur noch über den interessengeleiteten Tunnelblick einer beliebig austauschbaren, medial aufbereiteten Gefahrenbotschaft gefiltert und über die Staatsmegaphone von der Gesellschaft als aktuell größte Bedrohung wahrgenommen wird. Heerscharen sogenannter ‹Experten› laben sich am Tropf staatlicher Gelder, die ihnen zwar ein ‹berufliches› Auskommen sichern, der ‹Beruf› aber unbefriedigender nicht sein könnte, im Wissen daß die zu verfolgenden und diskriminierenden Opfer vollumfänglich für deren Löhne aufzukommen haben. Sie machen sich als Täter in diesen Propaganda-Tiraden selbst auch zum Opfer und manch einer kämpft vermutlich um sein inneres Gleichgewicht, denn gezielt eine gesellschaftliche Grundstimmung der Angst und Aggression zu schüren und über Jahre aufrechtzuerhalten, läßt sich kaum mit einem guten Gewissen vereinbaren.

Man könnte ihn auch Sucht nennen, – auf alle Fälle ist es ein von Eric Berne dokumentiertes Psychospiel («Ist es nicht schrecklich?» Info) -, diesen konstanten Nachfragesog der sowohl besorgniserregten Gesellschaft, als auch jener ‹Experten›, welche immer neue Angebote der begehrten Ware alarmierender ‹wissenschaftlicher Erkenntnisse› anbieten. Der Wissenschaft ist vorzuwerfen, daß sie diese Ware bereitwillig liefert. Man kann mit ausreichender Toleranz nachvollziehen, wieso Teile von ihr das tun und der Rest nicht opponiert – die Verteilung von Fördergeldern, der politische Druck und die Angst vor Einkommensverlust und Diffamierung –, aber es sind letztendlich nur die charakterlich Rückgratlosen unter ihnen, die Tabakwissenschaft (Def.) tatsächlich produzieren. Der große Rest sorgt sich einzig um ihren Ruf durch Diffamierung und schweigt, was schon eher zu verstehen ist, aber bereits freiheitlich-demokratische Auflösungstendenzen auch in der Bevölkerung sichtbar macht. Hinzu kommt eine wissenschaftliche Herangehensweise – Ropohl bezeichnet sie als «naives Maschinenmodell» (Def.) –, bei der viel verglichen und gezählt und gerechnet wird und innerhalb der Methodik auch sehr wohl rechnerisch korrekte Ergebnisse herauskommen, die aber den Nachteil haben, daß sie, ungeachtet ihrer Korrektheit, das tatsächliche Krankheitsgeschehen nicht widerspiegeln.

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Eine beunruhigende Entwicklung besteht darin, daß sich Politiker und Juristen in ihren gesetzgeberischen Umsetzungen im Falle des Rauchens zunächst noch auf solchermaßen gewonnene wissenschaftliche Belege beriefen, die einen Schutz der Nichtraucher dringend nötig zu machen schienen. Mit der verzögerten Erkenntnis, daß gewöhnliche Frischluft weitaus gefährlicher ist als passiver Tabakrauch, stützen sie sich aber inzwischen hauptsächlich auf die Besorgnis der Gesellschaft, die von ihnen selbst geweckt und geschaffen wurde, um den geplanten Gesetzesvorhaben wider besseres Wissen Akzeptanz zu verleihen, und haben deshalb nicht mehr mit nennenswertem Widerstand zu rechnen. Hier noch von echter Gewaltentrennung zu sprechen, ist obsolet geworden und führt uns vor Augen, wie das Raucherverbot den Beginn einer schleichenden Demokratiezersetzung markiert.

Wo ein als notwendig unterstellter abstrakter Gesundheitsschutz, der zudem nicht einmal einer Überprüfung in der Realität bedarf, vom Gesetzgeber und der Justiz aber nach der Verfassung eigentlich gleichrangigen persönlichen Freiheiten übergeordnet wird, da wird die Menschenwürde nicht weniger schwerwiegend angegriffen als durch den «Schutz», mit dem Datenspionage, Lenkungs- und Umpolungsversuche durch die Geheimdienste gewisser Staaten begründet werden. Einstige Geheimdiensttätigkeiten sind inzwischen nicht mehr geheim und der Öffentlichkeit bekannt, was die Hemmschwelle sinken läßt und Regierungen dazu verleitet, ebenso öffentlich gesetzeswidriges Tun als Privileg und Freibrief der politischen Elite zu betrachten und die demokratische Verfassung solange mit Füssen zu treten, daß sie letztendlich nur noch die Bedeutung eines Empfehlungsschreibens innehat.

Der Kampf gegen den Terror bietet ein Spiegelbild der Taktik, die auch von der WHO im Ernährungs- und Genußbereich verfolgt wird. Die Freiheit des Einzelnen zu schützen, indem jeder präventiv in seinen privatesten Bereichen überwacht wird, führt den Freiheitsgedanken auf dieselbe Orwellsche Weise ad absurdum wie ein Gesundheitsschutz, der auf Verboten und Regulierungen beruht und, das liegt in der Natur der Sache, nur perfektioniert werden kann, wenn niemand mehr freie Entscheidungen treffen darf, die seine Gesundheit betreffen.

Die Oberhoheit über den eigenen Körper ist somit nicht mehr gegeben, sondern der Staat will sie vollumfänglich beanspruchen, was der Fortsetzung der Hitlerschen Vorstellung eines reinen Volkskörpers im Kollektiv gleichkommt, dort wo die Kapnophobie (Def.) begann und heute in Misokapnologie (Def.) ausartet. Was bisher nur im Kriegsfall oder im Dienste der Armee legitim war, soll nun generell gelten. Im zurzeit stattfindenden Ressourcenkrieg und der Expropriation von Privatkapital ist, gleichzeitig mit dem stattgefundenen Startschuß der Raucherhatz in Europa sowie den Grenzwertsenkungen berauschender oder aufputschender Mittel, nun auch das Humankapital des einzelnen kollektivistisch von einer Enteignung bedroht.

Gott-sei-Dank wird sackstark.info nicht als politisch korrekt eingestuft

sackstark.info nicht politisch korrekt genug

Bei einer gesellschaftlichen Grundstimmung der exzessiven Risikovermeidung werden in dieser künstlich herbeigeführten Angstspirale immer geringere Risiken kolportiert und medial aufgebauscht und dadurch stetig stärker gefürchtet. Der einmal eingeschlagene Irrweg in jene Richtung wird also unvermeidlich solange weiterverfolgt, bis ab einem bestimmten Punkt grundlegende Freiheiten für immer verloren gegangen sein werden, Freiheiten, die in Jahrhunderten hart erkämpft werden mußten und die bereits jetzt arg bedroht sind, namentlich die Pressefreiheit, die Wissenschaftsfreiheit und die Freiheit der freien Meinungsäußerung sowie der Schutz des Individuums vor staatlich ausartenden Machtansprüchen und Willkür. Von den notwendigen nationalen Hoheiten ganz zu schweigen, die einer überall simultanen und gleichartigen Risikobekämpfung auf EU-Ebene geopfert werden, in dessen Sog sich auch die Schweiz befindet.

Dem Terror konnte man übrigens, trotz all den 2001 von der US-Adminstration Bush jr auferlegten paranoiden Schikanen und weltweiten Freiheitsbeschränkungen, auf diese Art bislang nicht beikommen; mit Blick in den Nahen Osten scheint eher das Gegenteil zuzutreffen. Die anfänglich als «vorübergehend» deklarierten weltweiten Maßnahmen zur Terrorbekämpfung sind bis heute nicht aufgehoben worden, und werden es auch nie mehr. Es ist geradezu atemberaubend naiv, zu glauben, im Falle des ‹Kampfs gegen Gesundheitsgefahren› sei das etwas ganz andres.

Eine vom Autor nicht ausdrücklich beantwortete Frage lautet, ob die von ihm diagnostizierte Besorgnisgesellschaft von Dauer sein wird und wenn nicht, was ihr eines, hoffentlich nicht allzu fernen Tages den Garaus machen wird. Vom Materialismus nach den Hungerjahren, die dem Zweiten Weltkrieg folgten, über das Streben nach individueller Freiheit der Achtundsechziger bis zum Vermeiden von Risiken, das heute dominiert, waren immer diejenigen Werte besonders gefragt, die subjektiv von der Gesellschaft vermißt wurden. Ropohl weist zu Recht darauf hin, daß es keinen Grund gibt, in unserer Gesellschaft, wo sich die Lebenserwartung im letzten Jahrhundert verdoppelt hat, ausgerechnet die Gesundheit zu vermissen, aber einem gefühlten Fehlen kann man durchaus dieselbe Wirkung unterstellen. Es gibt aber auch so einiges, das neben uns Älteren auch die nachwachsende Generation in einer Besorgnisgesellschaft vermißt und bestimmt eines Tages einfordern wird. In Anbetracht dessen ist es geradezu eine Gnade, nicht ewig leben zu müssen.

Das gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil die Wirkung des Verringerns von abstrakten statistischen Risiken, auch gesundheitlichen Risiken, beim Einzelnen gar zu oft zu Enttäuschungen führt. Einem lebenslangen Nichtraucher, der an Lungenkrebs erkrankt, ist es überhaupt kein Trost, daß er nach Meinung seiner Ärzte einen «negativen Sechser im Lotto» gezogen hat. Der Ex-Raucher, der den Beschwörungen seines Arztes gefolgt ist und das Rauchen aufgegeben hat, wird vielleicht gerade deshalb für den Rest seines Lebens zum Diabetes-Patienten. Und sogar, wer sich in hohem Alter eigentlich zufrieden sagen können müßte: «Alles richtig gemacht, zum Glück habe ich immer auf meine Gesundheit geachtet»… der steckt womöglich in einem Pflegeheim fest, wo er dank Personalmangel und gewinnmaximierender Ausrichtung des Trägers nur notdürftig versorgt wird, keine Ansprache mehr hat und seine wohlverdiente Belohnung eines langen Lebens ab einem gewissen Punkt eher als Strafe empfinden muß.

Die Grünen 68erWas man nicht hat, danach verlangt es den Menschen für gewöhnlich: Im zu Ende gehenden Zweiten Weltkrieg wollte man nichts weiter als ein Ende der Bombennächte. Nach Armut, Hunger und Kälte der ersten Nachkriegsjahre bemühte man sich um Befriedigung der elementaren Bedürfnisse, und als diese befriedigt waren, kam das Bedürfnis nach mehr Bequemlichkeit im Alltag. Nun vermißte man aber die Freiheiten, nach denen man zuvor gar nicht gefragt hatte. Und als schließlich auch die Freiheit vollständig ausgekostet war, wollte man gerne auch noch unsterblich sein. Es ist ein bißchen wie beim Märchen vom Fischer und seiner Frau.

Margaret Chan, oberste Misokapnistin der WHO

Margaret CHAN zum Nichtrauchertag 2012

ZUR VOLLSTÄNDIGEN BRANDREDE – Margaret Chan 2012

Die weltpolitischen Entwicklungen – Syrien, Irak, Ukraine – lassen zuweilen die Ahnung aufblitzen, daß es keine Selbstverständlichkeit ist, sich mit solcher Ausdauer mit einem Scheinproblem wie der Bekämpfung des Tabakgebrauchs befassen zu können. Die Hartnäckigkeit der WHO und der ihr zuarbeitenden staatlichen, halbstaatlichen, nichtstaatlichen und kommerziellen Organisationen bei der weltweiten Durchsetzung des FCTC, der «Rahmenvereinbarung zur Eindämmung des Tabakgebrauchs», hat nichts damit zu tun, daß die Welt neuerdings keine anderen Sorgen mehr hätte. Hinter dieser Hartnäckigkeit stecken Funktionäre aus Weltregionen, in denen die Lebenserwartung um die 80 Jahre beträgt und wo man seit Jahrzehnten an ein friedliches Leben ohne größere Gefahren für den auf ewig garantierten Normalfall hält (unterstützt von Pharmakonzernen, die wiederum ihre eigene gewinnorientierte Agenda im Gepäck haben). Doch Kriegsführung ist ein lukratives Geschäft für einige Strippenzieher und Kriegsgewinnler und noch nie gab es weltweit derart viele Krisengebiete mit kriegerischen Auseinandersetzungen wie heute.

In diesen von jahrzehntelangem Wohlstand verwöhnten Kreisen will man es nicht mehr für normal halten, daß das menschliche Leben endlich ist und ein Alter irgendwo zwischen 80 und 90 Jahren eine Grenze, die bei guter Gesundheit und klarem Verstand auch in Zukunft zu überschreiten nur wenigen vergönnt bleiben wird. Diese lebensfremden Funktionäre, die sich zu Hütern fremder Gesundheit aufgeschwungen haben und sich dabei vielfach im Ernst einbilden, wenn sie uns nur erst den Genuß beim Essen, Trinken und Rauchen ausgetrieben haben, dann würden wir gesund und glücklich werden und ihnen ewig dafür dankbar sein: Was werden diese Leute wohl tun, sollten sie jemals mit einer wirklichen, massenhaft auftretenden akuten Bedrohung konfrontiert werden?

Spätestens das Auftreten einer solchen Bedrohung wird die Besorgnisgesellschaft samt ihres in Wissenschaft, Medien und Politik heute irrlichternden Personals, dessen Kompetenz in solchen Lagen sehr in Zweifel gezogen werden muß, so schlagartig hinwegfegen, daß sich spätere Generationen wundern werden, warum dies nicht schon viel früher geschehen ist. Da man aber verrückt sein müßte, sich Probleme solchen Ausmaßes herbeizuwünschen, ist zu hoffen, daß stattdessen ein neuer Wertewandel aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dieselbe Wirkung haben wird. Noch fehlt in der Breite der Gesellschaft ein mehr als nur unterschwelliges Gefühl des Mangels, das dafür sorgt, daß die permanente Besorgnis um die Gesundheit in Zorn über die wachsende Beschneidung der Freiheit und der Menschenrechte und in entsprechend nachdrückliche Forderungen umschlagen läßt.

Professor Ropohl ist es mit diesem Buch gelungen, einer zunehmend schizoiden Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und zu einer Abwägung ihrer Wertewelten anzuregen. Insbesondere zeigt er deutlich, wohin die unglückselige Verflechtung einer gesellschaftlich dominierenden, ängstlichen Grundstimmung mit einer sich als Heilsbringer verstehenden Gesundheitskultur mit immer extremistischeren Zügen führen können: nämlich dazu, daß freiheitlich organisierte Gesellschaften, denen die Segnungen des Heils nicht einfach von oben herab verordnet werden können, in den einschlägigen Expertenkreisen zunehmend als derart lästig empfunden werden, daß ihre Ausschaltung vielfach nicht mehr als großer Verlust empfunden würde. Beunruhigend ist in diesem Zusammenhang auch die Machtverschiebung weg von den Nationalstaaten hin zur demokratisch kaum noch erkennbar strukturierten Europäischen Union.

Hoffen wir, daß in der Not das Rettende mitwächst.

Extremisten denken alternativlosExtremisten kennen immer nur ein «entweder – oder». Statt «Freiheit oder Sozialismus» heißt es heute «Freiheit oder Gesundheit» – und dabei die Gesundheit zu wählen, ist angeblich «alternativlos», eine Vokabel die völlig zu Recht 2010 zum Unwort des Jahres gewählt wurde, weil sie «sachlich unangemessen» suggeriert, daß es bei einem Entscheidungsprozeß von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Eine Entscheidung bedingt immer eine Alternative, sonst gäbe es gar nichts zu entscheiden. Es ist aber sehr wohl möglich, sich bei obiger Wahl für die Freiheit zu entscheiden, und wenn diese Entscheidung es immer schwerer hat, Respekt zu erlangen, stimmt etwas Grundlegendes nicht mehr in dieser Gesellschaft. Gebraucht würde aber vor allem die gesellschaftliche und insbesondere die wissenschaftliche Suche nach dem «sowohl als auch»: einem Gesundheitsstreben, das Freiheitsvorstellungen nicht behindert, weder die des einzelnen, noch die der Wissenschaft.

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