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Leibhaftige Dummheit
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Gerade das macht sie attraktiv für jene, deren Treiben dem der Junk Sciencer ähnlich ist. Warum sollte, wer schrottige Produkte, schlechte Leistungen oder Minderwertiges zu vermarkten hat, sich mit anderen als Junk Sciencern und deren Mietmäulern umgeben? Je ausgeprägter die, so Carl-Julius Weber, «leibhaftige Dummheit» sich personifiziert, um so besser! Solche Leute werden gebraucht, keine, die zu ernsthafter Arbeit fähig wären. Was, nebenbei, dazu führt, dass solchen von den Junk Sciencern mit Vorliebe unterstellt wird, bemitleidenswerte Ausgeburten «protestantischer Arbeitsethik» zu sein.
Wie der Junk Sciencer ist auch der Junk-Science-Journalist unfähig, auf Kritik angemessen zu reagieren. Wer kritisiert, wird zum persönlichen Feind. Den gilt es zu besiegen, mit allen Mitteln. Wenn es notwendig erscheint, wird auch verleumdet, gefälscht und gelogen. Dies verlängert die Kette der Mietmäuler hin zu manchen Rechtskundigen, deren Aufgabe es ist, Diffamierungen so zu formulieren, damit diese mit den Instrumenten des staatlichen Presserechts nicht angreifbar sind. Absegnung durch Juristen treten stets an die erste Stelle von Recherchen, die selbst von den Produzenten nie gewollt waren. Aber dem übergeordneten Staat, dessen Mainstream auch ein Ventil zur Wahl- oder Abstimmungspropaganda benötigt, nötigt oder kauft diese bei den Medien teuer ein. Das ist Subvention: Wes Brot (heute Geld) ich eß, des Lied ich sing, Das ist zwar seit rund 30 Jahren nichts neues und die Leser laufen Gefahr, sich daran zu gewöhnen, neu aber ist, dass die Einbringung und immer offensichtlichere Akzeptanz von Zensur, Manipulation, Lügen und Propaganda inzwischen den Markt beherrschen. Wer kauft schon eine Zeitung so teuer wie die Billag, nur um mit seinem Geld frisch-frech angelogen zu werden?
Reporter ohne Grenzen (ROG) führt eine Rangliste, auf der die Pressefreiheit Jahr für Jahr für jedes Land eruiert wird. Zurzeit rangiert die Schweiz auf Platz 30. Wir wetten, dass dieser Rang nie mehr erreicht werden kann. Wer nimmt die Wette an? Sie? Dann hinterlassen Sie einen entsprechenden Kommentar. Liegen wir falsch, gibt es CHF 100.– für jede gewonnene Gegenwette im Kommentar. Die Laufzeit der Wette gilt bis zum 31.12.2025.
Wie sind die Perspektiven für Junk Sciencer und ihre Helfer? Bestens! Man mag spekulieren, ob das unverkennbare Anwachsen von Junk Science Ausdruck oder Bedingung der Infantilisierung unserer Gesellschaft ist, jedenfalls finden Junk Science, deren Exponenten und Verbündete hierzulande in manchen Medien bereitwillige Aufnahme.
Bezeichnend scheint mir, dass Politiker, die tatsächlich Kritisches anzumerken haben, bei der Neuen Zürcher Zeitung Gehör finden, nicht aber bei deutschen Organen, erst recht nicht in ihrer Fraktion. Auch das ist symptomatisch: Ausgefeilte, praktikable Regelwerke wie die der Max-Planck-Gesellschaft oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Sicherung der Qualität wissenschaftlicher Arbeit stoßen bei Junk Sciencern auf Hohn und Spott. Das sollte Anlass sein, solche Regeln auch zu Kriterien der Bewertung von Leistungen mancher Institutionen zu machen, die durchaus nicht selten im Stile und Sinne von Junk Science arbeiten.
Dennoch sollte man den Humor nicht verlieren, wie sonst könnten wir denn noch high werden.
Ende.
Hans-Joachim Maes ist Fachjournalist zu Wissenschaftskriminalität und Inhaber der W+D Wissenschaft & Dokumentation GmbH in Berlin. Kontakt: Tel. 030 / 8522486, wissdok@compuserve.com. In Novo58/59 ist von ihm zuletzt erschienen «FDA beendet faule Tricks» über Verbraucherschutz in der US-Pharmabranche.
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Dass man auch in Deutschland die Qualität der NZZ bemerkt hat: super.
Die NZZ ist weitherum die einzige lesenswerte Zeitung.
Das schreibe ich als Linker