Daß Regeln und Gebote die Antwort der Grünen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhundert sind, stört nicht nur viele Gesinnungsgenossen, sondern auch Funktionäre und Krieger im Geiste. Mehr und mehr Grüne der ersten und zweiten Stunde wenden sich angeekelt ab von einer Gesinnung, die für sie schlicht unerträglich geworden ist, mit der sie sich nicht länger identifizieren wollen oder können. Ältere Parteimitglieder treten, nach mehrjähriger innerer Kündigung schuldgeplagt aus und erfahren dies als wohltuende Befreiung. Sie machen so einer Generation platz, die Schulen mit grünen Lehrern und roten Feministinnen durchlaufen haben und folglich nie Eigenverantwortung in der Gesellschaft übernehmen.
Die Grünen haben ihre Wurzeln in der Bürgerrechtsbewegung, die ihre Motivation aus dem Widerstand gegen die Obrigkeit bezog. Die Grünen haben ihre Wurzeln sogar in der Anarcho-Szene, die aus dem gesellschaftlichen Korsett von damals ausbrechen wollte. Umso überraschender die neue Generation der Grünen, die sich ausgerechnet als Vorreiterin einer Regulierungswut aufspielt, in der alles in Verbote und Gebote gegossen werden soll. In diametral entgegengesetzter Richtung ihrer «Legalize it»-Gesinnung wird der Bürger von heute gemaßregelt, gedemütigt, ihm seine Mündigkeit abgesprochen und gesunde Eigenverantwortung ausgetrieben.
Die eingeschlagene Richtung ist erschreckend. Wer das weiterdenkt, landet unweigerlich in einem autoritären System. Diejenigen, welche das noch nicht visualisieren können, werden zumindest ob der Grünen Lustfeindlichkeit und ihrer neuen Kleinbürgerlichkeit verwundert den Kopf schütteln. Ihr Parteilogo hat sich in der Vorstellung vieler zu einem oberlehrerhaften Zeigefinger gewandelt und sonnig scheint, außer Fukúshima, schon länger nichts mehr.
Der öffentliche Raum soll offenbar dreidimensional bussenbewirtschaftet und monopolistisch grünreguliert werden. Wer gegen die Regeln verstößt, wird zwar noch nicht verfolgt, aber gnadenlos ausgeschlossen oder unverschämt teuer abgestraft. Die Grünen haben «Zucht und Ordnung», bisher stets Warnzeichen eines Wandels hin zum Faschismus, als zentrales, allem übergeordnetes Element ihrer Politik ins Parteibuch gestanzt. Ausgerechnet sie haben sich zu den spießigen Biedermännern gewandelt, die sie einst verachtungsvoll bekämpften. Nirgends in Europa kann man ein anschaulicheres Beispiel finden, wie schnell Geld und Macht eine Partei korrumpiert und zum Verrat an den eigenen Werten verführt. Die extreme Rechte ist, wenn auch ebenso fehlgeleitet wie die marxistische Linke, so doch sich selbst treu und jedermann weiß, worauf man sich mit ihr einlässt.
Die Grünen sind, nach einem kurzen Ausflug in die Freiheit, mit diesem 180°-Schwenker wieder in den 1950ern angekommen und ihre Partei für die Gesellschaft in etwa so notwendig geworden wie ein Furunkel am Arsch.
Vom Antifaschismus zum Verbotswahn
«Die Grünen sind ständig gegen etwas»
-> Keine» Zucht und Ordnung» bei den Grünen selbst
Grüne Rhetorik macht Ackerland platt
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