Weisser Hai im Bodensee

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Ein Kommentar von Heinz Gralki

Ich weiß nicht, ob Passivrauchen schädlich ist oder nicht, aber ich bin relativ sicher, daß dies niemand jemals wissen wird.

Empirisch nachweisbar wäre es erst, wenn ein Arzt auf den Totenschein «Tod durch Passivrauchen» schreiben würde. Aber ich vermute, darauf werden wir sehr lange warten müssen.

Methodisch türmen sich riesige Probleme auf, würde man versuchen, die Gefährlichkeit empirisch zu belegen.

Schon die Frage, wer nun eigentlich Passivraucher ist, könnte eine hochkarätige Gruppe von Wissenschaftlern lange Zeit beschäftigen.

Ist Passivraucher jemand der seit Jahrzehnten mit einem stark rauchenden Ehepartner verheiratet ist? Und ist er es auch, wenn man weiß, daß er vor drei Jahren selbst ein moderater Raucher war? Ist Passivraucher einer, der auf der Autobahn auf der Gegenfahrbahn einen Fahrer rauchen sieht? Und wie ist es, wenn das Auto ein Cabrio ist? Und werde ich zum Passivraucher wenn ich auf Bahnsteig Nr. 3 stehe und auf Bahnsteig Nr. 7 zündet sich jemand eine Zigarette an um mich umzubringen?

Die Passivrauchdiskussion wurde durch eine Veröffentlichung des Heidelberger Krebsforschungsinstituts DKFZ angestoßen, an der kein einziger Krebsforscher des Instituts beteiligt war. Hier wurde zum ersten Mal in einer Broschüre behauptet, jedes Jahr würden 3301 Menschen durch Passivrauchen sterben. Herausgegeben ist diese Broschüre von Frau Martina Pötschke-Langer, ebenfalls keine Krebsforscherin. Der Aufsatz war eher populärwissenschaftlich, jedenfalls verzichteten die Autoren (die Professoren Becher und Keil mit ihren aus ihren Kliniken mitgebrachten Mitarbeitern) auf die bei wissenschaftlichen Aufsätzen sonst übliche peer-review Prozedur.

Natürlich behaupten sie in den ersten Zeilen ihres recht kurzen Aufsatzes, daß die Gefährlichkeit des Passivrauchens hinreichend belegt sei. Die daraufhin angegebenen Literaturstellen sind fast alle über google scholar einzusehen. Die so gefundenen Arbeiten sind in ihren Ergebnissen jedoch nach meiner Einschätzung viel vorsichtiger, zurückhaltender und keineswegs eindeutig. Wohl aber methodisch meist problematisch.

Wie sind denn die Autoren dieser Studie nun auf eine so präzise Zahl von 3301 Passivrauchtoten gekommen und warum haben sie nicht einmal ein Konfidenzintervall angegeben?

Ganz einfach: Sie haben eine Formel entwickelt, die natürlich niemals in der Wirklichkeit überprüft, geschweige denn widerlegt werden kann (siehe oben). Und bei berechneten Ergebnissen können Vertrauensintervalle natürlich nicht berechnet werden. Da die Zahl jedoch so überaus präzise war, haben alle diesem Aufsatz geglaubt – besonders Journalisten!

Ich habe vor einiger Zeit das Krebsforschungsinstitut gebeten, mir mitzuteilen, wie diese Formel aufgebaut ist. Anstelle einer Antwort habe ich einige Tage später zwar keine Antwort, wohl aber noch einmal 15 Exemplare der Broschüre erhalten.

Man muß kein Verschwörungstheoretiker sein, um die Diskussion um das Passivrauchen etwas obskur zu finden.

Ich glaube (Glauben kann man nicht beweisen), daß die Gefahr größer ist, im Bodensee von einem weißen Hai zerfleischt zu werden, als durch den Rauch rauchender Gäste in einer Gaststätte zu Schaden zu kommen.

Heinz Gralki

Carolus Magnus

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