Rauchverbote machen einsam
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1987 wurde in 27 Staaten der USA erstmals das Rauchverbot eingeführt. 2008 stehen die USA weltweit an 43. Stelle der Lebenserwartung (1933 standen sie noch an erster Stelle). Jeder vierte Amerikaner ist pathologisch vereinsamt (1985 waren es erst jeder achte). Heute leben 40 Millionen Amerikaner, oder vier mal soviel wie die Einwohnerzahl von Portugal, unter der Armutsgrenze und 13 Prozent haben weder eine Ausbildung noch sind sie krankenversichert. 1.5 Millionen oder jedes 50ste Kind ist obdachlos, wovon 42 Prozent dieser Kinder weniger als sechs Jahre alt sind. Jede Minute wird jemand überfallen, alle sechs Minuten jemand vergewaltigt und alle 31 Minuten ein Mensch ermordet. Dennoch scheint die Umerziehung der Bürger und der K(r)ampf gegen den Passivtabakrauch mit einem epidemiologischen relativen Risiko von gerade mal 1.16 (wobei 1.0 = neutral) wichtiger zu sein, als diese eklatant gesundheitschädigenden Mißstände anzugehen.
Die «Zigaretten-Pause» diente als Zeit der Erholung und der sozialen Kommunikation, in ihr wurde für einige Minuten Abstand von Arbeit und Streß gewonnen. Macht das Rauchverbot krank? Einsam garantiert! Einsamkeit ist der Mangel an persönlicher Ansprache, so Soziologe Nassehi. Nachfolgend einige schockierende Studienresultate über das neue einsame und rauchfreie Amerika mit seinem ausgetrockneten sozialen Umfeld der US-Bürger von heute.
Ernest Hemingway schreibt von einem Kellner in einem kleinen Café: Mitternacht ist längst vorbei; der letzte Gast ist fort. Müde gähnend betrachtet der Kellner das leer gewordene Lokal. »Was hat der vergangene Tag eigentlich gebracht?« denkt er bei sich. »Es war alles nichtig, und der Mensch selbst ein Nichts.« Plötzlich beginnt dieser Mann zu «beten» und zwar das Vaterunser, mit einer furchtbaren Veränderung, in das absolute Nichts hinein:
»Unser Nichts, der du bist im Nichts. Nichts ist dein Name. Dein Nichts komme. Dein Nichts geschehe wie im Nichts so im Nichts. Unser tägliches Nichts gib uns heute … Erlöse uns vom Nichts, denn Dein ist das Nichts und das Nichts und das Nichts…«
Dieses abgrundtiefe Nichts umfängt heute unzählige Menschen. Ihr Lebenshorizont ist leer und öde geworden. Sie haben vielleicht einige Ideen, Ideale und Idole an den Wänden ihres Lebens aufgehängt, zu denen sie aufschauen, die sie verehren, anbeten, vielleicht sogar vergötzen. Aber die Gedanken, Gebete und Beschwörungen, die sie dorthin ausschicken, fallen wieder auf sie selbst zurück und machen ihr leeres Leben nur noch öder, nur immer sinnloser. Quelle
Bereits 2006 belegte eine Studie der Duke Universität und der Universität von Arizona, daß jeder vierte Amerikaner sozial dermaßen isoliert ist, daß er sich niemandem anvertrauen kann. Wichtige Themen oder Probleme zu besprechen bleiben ihm verwehrt. Kein Wunder, rasten in den USA derart viele Menschen aus und laufen Amok. Irgendwie muß die angestaute Negativ-Energie entladen werden. Dies auf eine gute Art zu tun, ist bedenklich vielen nicht mehr möglich.
Die Zahl der befragten Menschen, welche sich in der Studie dahingehend äußerten, keine Freunde zu haben, hat sich im Vergleich zu 1985 verdoppelt. 1987 wurde in 24 US-Staaten das Rauchverbot eingeführt. Der durchschnittliche Amerikaner hat heute zwei Vertrauenspersonen. 1985 waren es noch drei. Der Studie zufolge wird auch aufgezeigt, daß die US-Bürger in zunehmendem Maße ihre Partner ins Vertrauen ziehen. Auch das Internet spielt beim Pflegen von persönlichen Kontakten eine immer wichtigere Rolle. Die Studienergebnisse wurden im Fachblatt «American Sociological Review» veröffentlicht. Zur Studie!
Die ungebrochen fortschreitende Zunahme der sozialen Vereinsamung der US-Bürger liegt an der amerikanischen Lebensweise. Sie findet hauptsächlich im Büro und im Internet statt, so die Wissenschaftler. Der Streß am Arbeitsplatz, wo das Mittagsessen während der Arbeit eingenommen wird und wo Überstunden genauso zur Mitarbeiteretikette gehören wie die Kravatte, lassen den Menschen keine Zeit mehr für externe soziale Aktivitäten, die notwendig sind um persönliche Beziehungen zu stärken. Diese Entwicklung hat nicht nur persönliche Konsequenzen, sondern wirkt sich auch auf die gesamte Gesellschaft aus, berichtete die New York Times im Juli 2006. Enge persönliche Kontakte schaffen nämlich auch ein gesellschaftspolitisches Sicherheitsnetz. «Wenn Nachbarn einander nicht kennen, dann hat das ernsthafte Folgen für die Kriminalitätsrate», erklärt der Soziologe Robert Putnam.
Weiter ist in der Studie – nicht besonders überraschend – nachzulesen, daß die engsten Beziehungen hauptsächlich Familienmitgliedern vorbehalten sind, vor allem dem Partner. «Das ist vermutlich eine Folge der Annäherung an die Lebensweisen von Männern und Frauen, welche jetzt ähnlicher sind als noch im Jahr 1985», mutmaßt Forscherin Lynn Smith-Lovin. Es sei heute um einiges wahrscheinlicher, daß beide Partner einer Erwerbstätigkeit außer Haus nachgingen und daß sie die gemeinsame Sorge um den Haushalt teilen. «Dadurch haben die Eheleute mehr Gesprächsstoff», meint Smith-Lovin. Die Forscherin warnt jedoch vor überschwenglichem Optimismus: «Den Partner als einzige Vertrauensperson zu haben, bringt beide in eine extrem verletzbare Position, denn wenn der Partner stirbt oder die Ehe in die Brüche geht, ist kein anderweitiges soziales Netz vorhanden, das sie unterstützen könnte.»
Auch sei Zurückhaltung über die Begeisterung bei persönlichen Kontakten über das Internet geboten, warnt Smith-Lovin. Einerseits tragen E-Mails und SMS tatsächlich zum Pflegen von sozialen Kontakten bei. Laut einer Studie des US-Instituts Pew Research Center teilen Familienmitglieder über Internet oft wichtige und seriöse Angelegenheiten miteinander. Zudem ist es eine kostengünstige Methode, Kontakte über weite Distanzen mit Familienmitgliedern und Freunden aufrechtzuerhalten und zu pflegen. E-Mail und SMS können aber keineswegs den Kontakt von Angesicht zu Angesicht ersetzen, warnen die Forscher weiter. «Die wirklich interessante Frage ist daher, wie wir das Internet anwenden können um unsere Offline-Beziehungen zu stärken und zu vertiefen», so Soziologe Putnam abschließend.
Diese Frage ist eine größere Herausforderung, als Putnam annimmt. Mit der totalen Überwachung des Internet und des E-Mail-Verkehrs wird Putnams Frage obsolet, denn wer will sich schon über «wichtige und seriöse Angelegenheiten» unter dem gestrengen Auge des Überwachungsstaates auslassen? Somit fällt das Internet in Zukunft für ernsthafte, bindungserhaltende Kontakte weg und das Heer der Vereinsamten wird weiterhin massiv zunehmen, mit all seinen negativen Folgen. Die Pharmamafia freut’s, denn Antidepressiva sind die meistverkauften Drogen. Den Staat freut’s auch, denn denkunfähige Schafe sind besser lenkbar.
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