«Es gibt nur wenige Männer […] und zu diesen großen Männern gehört unstreitig der Mann, der heute seinen 52.Geburtstag feiert – Adolf Hitler -. Am heutigen Tag versprechen wir ihm, daß wir alle Kräfte zur Verfügung stellen, damit unser Volk den Platz in der Welt gewinnt, der ihm gebührt. (Kathol. Kirchenzeitung der Erzdiözese Köln 20.4.1941)»
Die ganze Absurdität derartiger Sauberkeitspolitiken autoritärer Rechtspolitiker läßt sich vielleicht an einem Beispiel aus der hannoverschen Lokalpolitik veranschaulichen. Jahrelang wurde von der Stadt geduldet, daß alternative Jugend- und Kulturzentren an dafür geeigneten Orten Plakate für ihre Veranstaltungen aufhängten. Im Zuge des Wahlkampfes und der gegenseitigen Hochschaukelung zu immer weitergehender Sauberkeitshysterie, machte es sich dann Ende der 90er Jahre der Oberbürgermeister Schmalstieg und die SPD-Grünen-Stadtregierung zur Aufgabe, dieses ‹wilde› Plakatieren zu unterbinden. Vom Oberbürgermeister wurde mit der Stadtreklame ein Vertrag abgeschlossen, der die Flächen der Stadtreklame unentgeltlich zur privaten Nutzung überließ, mit der einzigen Auflage, die sogenannten ‹wilden› Plakate abzureißen. Außerdem wurden alternative Plakatierer und Plakatiererinnen verstärkt kriminalisiert. Von der Stadtreklame wurden die Flächen kommerziell vermarktet und z.B. für die Reklame für den Pornographieartikel genutzt. Gewachsene Stadtkultur wurde also von einer SPD-Grünen-Regierung und ihrem Oberbürgermeister Schmalstieg ohne irgendeine finanzielle Notwendigkeit und ohne irgendeinen Nutzen für die Stadt zugunsten der Förderung sexistischer und Frauen verachtender Werbung zerstört. Und dies alles unter dem Begriff einer sauberen Stadt. Öffentlicher Raum wurde enteignet und privatisiert. Da die alternative Jugendkultur im Gegensatz zur Pornoindustrie nicht in der Lage war sich die nun teuren kommerziellen Plakatflächen zu leisten, gingen in der Folge auch eine Reihe von alternativen und sozialen Einrichtungen pleite.
Wohlgemerkt! Dies alles passierte unter den Stichworten einer autoritären Sauberkeits- und Ordnungspolitik, wie sie auch von Teilen der Antirauchlobby vertreten wird. All dies war den politisch Verantwortlichen vorab voll bewußt und offensichtlich politisch so gewollt. Die totalitäre Gesundheits-, Sicherheits- und Sauberkeitspolitik ist nur im Zusammenhang mit der zunehmenden Kommerzialisierung aller unserer Lebensbereiche in ihrer wahren Funktion zu begreifen, eben als Politik der Zerstörung und Verhinderung eigenverantwortlichen Handelns, um so dann aus einer entmündigten Bürgerin eine möglichst unproblematische unmündige Konsumentin zu machen. Darum geht es auch bei der Politik gegen Raucherinnen und Raucher, um ihre Disziplinierung als Konsumentinnen. Aber dazu läßt sich im Kapitel über die Rolle der Tabakkonzerne genaueres nachlesen.
Ich versuche hier in klassisch aufklärerischer Weise die Diskussionen und Ziele hinter dem Streit um das Rauchen aufzudecken, um das Ganze thematisieren zu können. Denn es sind diese verdeckten Ziele, die mich als Mensch, der nicht raucht, in Alarmstimmung versetzen. Es ist das autoritäre, totalitäre und körperfeindliche Bild des Menschen, der sich in den Propagandabroschüren und -büchern gegen das Rauchen findet, das mich zunehmend beunruhigt. Dem gilt es, sich in Zusammenarbeit mit allen, die ein anderes Menschenbild vertreten, entgegenzustellen.
Moderne Propaganda funktioniert zwischen den Zeilen. Gelogen wird durch Auslassungen, einseitige Darstellungen und die im Hintergrund des Textes mitschwingenden Behauptungen. So ist in der Antirauchwerbung der Ekel vor körperlichem Verfall, vor den Körperöffnungen und ihrem Alterungsprozeß, die Angst vor Kontrollverlust im Genuß und der Ekel vor dem Anderen das eigentliche Thema und nicht das Rauchen. Hier geht es um Werbung für eine Disziplinargesellschaft in der für menschliche Abweichungen kein Platz mehr ist.
All jenen, denen meine Zeilen hier als überzogene Kritik erscheint, empfehle ich die Lektüre einiger einschlägiger, beliebig in öffentlichen Bibliotheken herausgesuchter Bücher zum Thema Rauchen. Er wird feststellen, daß Bücher die abwägen oder gar für das Rauchen plädieren, unauffindbar sind. Die Zensur funktioniert also nicht nur in den Köpfen. Da reden die Autoren, weniger die Autorinnen, denn wie bei jeder religiösen Verkündigung sind die Priester dieser Bewegung in der Regel Männer, des Öfteren von sich selbst als ‹bekennende Antiraucher› und widmen ihr Buch Jesus Christus, als würde es sich hier um ein heiliges Werk handeln, und reden von Raucherinnen und Rauchern in Wortschöpfungen, die eben nicht zufällig fatal an die Rede christlicher Missionare über die Ungläubigen erinnern.
(Fortsetzung, nächsten Samstag)
Revised by Carolus Magnus