Puritanismus pur!
Ein Großbritannien der Nüchternheit?
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Die meisten Studenten benötigen für gewöhnlich eine Anleitung zum Kochen von Fertignudelgerichten, nicht aber die Neuankömmlinge der Universität Cambridge, wenn man dem konservativen Studenten-Führer Glauben schenken darf.
Das Handbuch, herausgegeben von der Cambridge University Conservative Association (CUCA) erntete heute Hohn und Spott für Tipps, wo man den besten Champagner findet oder wie man eine Fliege bindet. Weiter enthält der Studentenführer Rat für Kleider-Codes und Etikette bei formellen Dinners oder Ohrstöpsel für sogenannte «Porto und Käse» Veranstaltungen. Überschriften wie «Spare Wasser: Trink Champagner» sind kleine Zugaben im «The Bright Blue Freshers’ Guide», ein Handbuch, das Neueintretenden das Universitätsleben erleichtern soll.
CUCA, dessen Präsident der ehemalige konservative Führer Michael Howard ist, verteilte das jährlich kostenlose Hochglanzmagazin diese Woche den neuen Studenten. Bei der Unterstufe heißt dieser Führer «Snob Führer» und der universitätseigene Labour Club nennt es «realtitätsfremder, hoffnungslos elitärer Champagner-Stoff»
Der Labour-Vorsitzende George Owens verglich die jungen Konservativen mit dem berüchtigten Oxford University Bullingdon Club, wo David Cameron und Boris Johnson einst Mitglieder waren. Er sagt: «Im Zusammenhang mit der globalen Rezession, in der gewöhlich arbeitende Leute ihre Jobs und Heime verlieren, seien die konservativen Tories einzig daran interessiert, ihren Wohlstand und ihre Privilegien zu paradieren. Dieses Büchlein offenbart ihre Besessenheit der snobistischen Etikettenregeln, des überteuerten Luxus und der angeblich überlegenen sozialen Klasse ihrer Mitglieder.»
Dieser Streit kommt genau einen Tag nachdem Cameron bei einer Party-Konfernz in Manchester gesehen wurde, wie er ein Glas Champagner trank, obwohl ein angebliches Verbot von alkoholischem «Blöterliwasser» (Sprudelwasser) bestand.
Hugh Burling, der diesen Leitfaden geschrieben hatte, wies die Anschuldigungen des Elitarismus zurück und beschreibt das Magazin als «nur ein bisschen lustig. Es enthält nützliche Informationen, aufbereitet in unterhaltsamer Art». Dann attackierte er den champagner-zechenden Cameron als antiquiert, der als Schattenkanzler von George Osborne ganz Großbritannien dazu riet, es solle in eine neue Aera der Entsagung und Nüchternheit eintreten. «Camerons Verhalten an der Konferenz war dumm. Die meisten Schaumweine sind heute billiger als die meisten Biere oder Cocktails – und, was er zu trinken beliebe, hat nichts absolut keinen Zusammenhang mit unserer Studentenverbindung».
Weitere ehemalige Tory-Grössen waren unter anderem der Vorsitzende der CUCA, beinhaltend Geoffrey Howe, Douglas Hurd, Kenneth Clarke, und Lord Norman Lamont.
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Soweit das Geplänkel um elitäres britisches Gehabe und Alkoholkonsum, als wäre es Kinderpornographie oder gar –schändung. Die Methodik der Vorgehensweise ist uns vom Rauchverbot her zur Genüge bekannt. Linksdiktatorische wollen Enthaltsamkeit in allen Dingen und Lebenslagen, Rechtsausleger versuchen sich dagegen zu stemmen. Großbritannien ist mit Blick auf unsere eigene Zukunft stets interessant zu verfolgen, denn von dort schwappt der ganze Tugendterror und Gesundheitswahn auf Europa über. Man könnte sagen, die Insel ist der Virenherd. Das Resultat wurde dann auch von den deutschen Wählern bei den Bundestagwahlen entsprechend mit einer schwarzgelben Koalition quittiert. Die Gewinner waren eindeutig die Liberalen und das ist gut so!
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Doch wenn es um die Gesundheitsindustrie geht, dann heiligt der Zweck trotz WHO-Vorgaben natürlich wie immer Mittel – aber lesen bitte weiter.
Um – wir sind noch immer in Großbritannien – die stark steigenden sexuell übertragbaren Krankheiten einzudämmen und die versiegende Freiwillligenzahl an Testpersonen wieder auf das notwendige Maß zu bringen, ließ sich die Nationale Studentenorganisation etwas einfallen: Um das landesweite Projekt vor einem Mißerfolg zu bewahren schlugen sie vor, daß alle, die an den Gesundheitstests teilnehmen, als Belohnung Chips im Werte von 1 Pfund 50 Pence erhalten sollen, die für alkoholische Getränke eingelöst werden können. Einige so finanzierte Alkoholgelage in der Woche der Neueintritte an den Universitäten endeten in schweren alkoholbedingten Exzessen. Letzte Nacht kritisierten medizinische Experten und mit ihnen das Gesundheitsamt das geförderte exzessive Trinken, auf Neudeutsch auch Binge Drinking genannt. Die konservative Parlamentsabgeordnete Ann Widdecombe sagte: «Alkohol als Bestechung Jungendlicher dazu zu gebrauchen, damit sie sich Tests unterziehen ist ungeeignet während wir versuchen, den übermäßigen Alkoholgenuß einzudämmen statt zu fördern».
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