Schon wieder eine volksverdummende Kampagne gegen Raucher

… oder wie es der deutsche Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt gelassen ausdrückt:

«Prohibition kommt und geht»

Vaping-Woman

WER ZAHLT, BEFIEHLT

Gastbeitrag: Beda M. Stadler

Statt Rauchern dumme Ratschläge zu erteilen, sollte das Bundesamt für Gesundheit eine Alternative fördern: E-Zigaretten sind weniger schädlich – und der Flash ist erst noch besser.

Die neue Tabakpräventionskampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt rauchende Köpfe. Diese qualmen so sehr, daß man die Köpfe gar nicht mehr erkennen kann und somit eine Kopflosigkeit hinter der Kampagne vermutet. «Ich bin stärker», lautet der Slogan, was man nervlich auch sein muß, um für 8 Rappen pro Minute bei der Rauchstopplinie telefonisch Hilfe zu erbitten. Das ist eine neue Strategie, weil bisher mit Warntexten und Gruselbildern auf den Zigarettenpackungen versucht wurde, die Raucher zu verängstigen. Allerdings haben die vergangenen Kampagnen fast nichts bewirkt. Der Anteil der rauchenden Schweizer bewegt sich seit Jahren um 25 Prozent. Mit einer wahren Schafsgeduld haben die Raucher fast alles erduldet, selbst eine Diskriminierung durch eine fragwürdige Passivrauchkampagne.

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Sind die 9 Millionen Franken der neuen Kampagne einmal verpufft, wird man wiederum vergeblich nach einer Beurteilung der Wirkung suchen. Man wird wohl eine geringe und langsame Abnahme der Zahl der Raucher feststellen, die bereits seit vier Jahrzehnten stattfindet, aber niemand wird sagen, worin der Grund dafür lag, ausser zur Alimentation unserer Pharmafirmen, aufgrund der Bundeshaus-Lobbyisten. Fragt man die Raucher, so ist die Antwort klar: Es ist der Preis. Das will niemand so offen eingestehen, weil es ein zweischneidiges Schwert ist, ist aber die Hauptursache. Pensionierte und Arbeitslose können sich den dringend benötigten Tabak aufgrund der unverschämten Steuern nicht mehr leisten, was gravierende Folgen, sowohl gesundheitlicher, als auch krimineller Art hat. Im Jahr 2013 schossen die Raucher 2,3 Milliarden Franken in die AHV ein, immerhin etwa 6 Prozent aller AHV-Einnahmen. Eine wirksame Anti-Raucher-Kampagne des BAG wäre also ein Horrorszenario für die AHV.

Es ist kaum möglich, den Bund für die nutzlosen Kampagnen zur Rechenschaft zu ziehen, da von jedem Paket Zigaretten 2,6 Rappen in den Tabakpräventionsfonds gehen. Das sind jährlich etwa 15 Millionen Franken, mit denen die Raucher sich quasi mit dem eigenen Geld anschwärzen und demütigen lassen müssen. Sie sind verpflichtet, ihre Verfolger für das Verfolgen auch noch geldwertig zu entschädigen. Ein gleich hoher Betrag wird den Rauchern zusätzlich abgezweigt, um den Fonds für die Mitfinanzierung des Inland-Tabakanbaus zu speisen. Dieser darf aber weder in Europa noch in der Schweiz selbst verkauft werden. Der Schweizer Tabak sei für schmalbrüstige Eidgenossen einfach zu stark und dürfe nur außerhalb der EU verkauft werden. Es ist wie mit den Waffenverkäufen nach Saudi-Arabien oder den «Champix»-Verschreibungen williger Rauchstopper. Solange andere krepieren, ist es nicht verwerflich, Arbeitsplätze und Einkommen im eigenen Land zu sichern. In der Schweiz finden so rund 350 Tabakanbauer ein Auskommen, indem sie etwas anpflanzen, hegen und pflegen, was der Schweizer unter keinen Umständen konsumieren soll.

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Wer zahlt befiehlt!

Gregor_Rutz__2015Lustigerweise sieht die neueste Kampagne nicht nach Rauchen, sondern nach Dampfen aus. Nur mit Dampfen sind solch reine Wasserdampf-Wolken zu produzieren, sicher nicht mit einer Zigarette. Das BAG weiß wahrscheinlich selber, daß Dampfen das Rauchen ablösen wird. Trotzdem hilft man mit, die E-Zigaretten zu verteufeln.

Zigarette_E-ZigaretteRauchen ist ein echtes Gesundheitsrisiko, was man beim besten Willen vom Dampfen nicht behaupten kann. Es gibt bereits mehr als hundert Arbeiten über E-Zigaretten. Also ist das Argument, es gebe noch fast keine Daten, beinahe üble Nachrede. Der Forscher Peter Hajek und einige seiner Kollegen, alle aus renommierten englischen und amerikanischen Universitäten, kamen 2014 in einer Übersichtsarbeit in der Zeitschrift «Addiction» zum Schluß: «Einige der toxischen Stoffe aus dem Tabakrauch können, in wesentlich geringeren Mengen, auch in dem Dampf von E-Zigaretten enthalten sein. Die gesundheitlichen Langzeiteffekte des Konsums von E-Zigaretten sind unbekannt, aber wenn man E-Zigaretten mit Tabakzigaretten vergleicht, sind E-Zigaretten voraussichtlich viel weniger, wenn überhaupt, schädlich für Konsumenten oder Dritte.»

Wollten die Verantwortlichen des Bundesamts also effektiv etwas für die Gesundheit der Raucher tun, dann müßten sie eine Kampagne für die E-Zigaretten machen, da diese etwa 100- bis 1000-mal weniger schädlich sind als Zigaretten.

E-Zigarette sm

Ich selber habe es mehr aus Neugier versucht und bin innerhalb einer Woche zum Dampfer geworden. Das ist für meine Umgebung und für mich erfreulich, nicht zuletzt weil ich in den sechs rauchfreien Monaten bereits mehr als 1500 Franken weniger Steuern abgeliefert habe. Innerhalb eines Monats war ich meinen Raucherhusten los.

Ärgerlich ist allerdings, daß ich die sogenannten Liquids zum Nachfüllen mit Nikotin im Ausland bestellen muß, weil Nikotin im Gegensatz zu allen anderen harmlosen Stoffen in den Liquids leider gemäß Lebensmittelgesetz nicht zugelassen ist – obwohl man mit jeder Tomate oder Aubergine etwas Nikotin schluckt. Die Wissenschaft ist sich einig: Nikotin zeigt, über viele Jahre in niedrigen Dosen eingenommen, nur geringe chronische Schädigungen des Organismus und ist zudem nicht krebserregend. In tiefen Dosen hat Nikotin gar einen stimulierenden Effekt. Beim Dampfen spürt man diesen Flash übrigens besser als beim Rauchen.

Daß Nikotin abhängig macht, wissen die Raucher. Darum geht es nicht. Umsteigewillige Raucher suchen eine Alternative, nicht eine Strafe oder dumme Ratschläge. Ich hoffe, die Dampfwolken der neuen BAG-Kampagne waren eine verschlüsselte Botschaft für die Raucher und nicht die Ankündigung, daß man schon bald das Dampfen besteuern will.

Der unveränderte Text kann in der Erstveröffentlichung in der NZZ vom 22. Februar 2015 nachgelesen werden. Mit freundlicher und ausdrücklicher Genehmigung des Autors Beda M. Stadler. Er ist 64, stammt aus Visp und ist emeritierter Professor und ehemaliger Direktor des Universitätsinstituts für Immunologie an der Universität Bern. Er betreibt Forschung auf dem Gebiet der Allergologie und Autoimmunität. Stadler ist im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus.

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Carolus Magnus

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