Dicke Luft im Hause Gottes
Feinstaub-Belastung in Kirchen ist bis zu 20-mal höher als der in Europa erlaubte Grenzwert!
Wer wie jedes Jahr an Heiligabend in die Christmette gehen will, tut seiner Seele etwas Gutes. Seinen Lungen jedoch weniger, denn glaubt man aktuellen Studienresultaten, dann lauern in Kirchen gravierende gesundheitliche Gefahren.
20.12.2004 – In Gotteshäusern ist die Luft oftmals schadstoffbelasteter als an Straßen, auf denen täglich über 45 000 Autos entlang donnern. So das profane Fazit, das Dr. Theo de Kok von der Universität Maastricht (European Respiratory Journal 24 [2004] 1069-1070) aus seinen Untersuchungen zieht. Weihrauch und brennende Kerzen seien daran schuld, da sie Krebs erregende Substanzen, unter anderem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), freisetzen.
PAK sind in der Innenraumluft ebenso wie in der Außenluft überwiegend an Feinstaub-Partikel gebunden und gelangen über deren Inhalation oder Verschlucken in den Körper. PAK umfassen weit über 100 Substanzen, deren Moleküle mindestens zwei miteinander verbundene aromatische Ringe aufweisen. Die für Tier und Mensch gefährlichsten Vertreter befinden sich in der Gruppe mit vier bis sieben Ringen. Benz(a)pyren (BaP) – fünf Ringe – wird in der analytischen und regulatorischen Praxis als Leitsubstanz verwendet.
Feinstaub durch brennende Kerzen stark Krebs erregend
PAK-Gemische aus Verbrennungsprozessen haben ein 10- bis 25-mal größeres Krebs erzeugendes Potenzial als das darin enthaltene, ebenfalls kanzerogene BaP allein. Seit 1975 ist das signifikant erhöhte Vorkommen bestimmter Krebsformen bei Schornsteinfegern und Teerarbeitern bekannt.
Für ihre Studie analysierten die Forscher die Feinstaub-Belastung in einer kleinen Kapelle und in der großen Basilika der Stadt Maastricht. Sie simulierten einen Gottesdienst, indem sie Weihrauch verbrannten, und ließen zudem neun Stunden lang Kerzen brennen. Zu ihrer Überraschung stellten die Forscher fest, dass die Feinstaub-Konzentration nach dem nachgeahmten Gottesdienst viermal höher war als noch vor Beginn der Andacht. Wie de Kok und Kollegen berichten, lagen die Feinstaub-Level bei 600 bis 1000 mg/m3 Luft – dies entspricht dem zwölf- bis 20-fachen des in Europa erlaubten 24-Stunden-Mittelwertes. Darüber hinaus entdeckten sie verschiedene, bis dato noch unbekannte Typen freier Radikale.
«Obwohl wir noch besser präzisieren müssen, wie hoch das Risiko für Kirchgänger und Priester in Wirklichkeit ist und wie giftig die von uns neu entdeckten freien Radikale sind, erweisen sich unsere Studienresultate als äußerst beunruhigend», betont de Kok. «Weitere Studien in diesem Bereich sind dringend vonnöten – bis dahin empfehlen wir, die Feinstaub-Belastung in Kirchen zu vermindern, indem zum Beispiel für eine bessere Ventilation gesorgt wird.»
Warum nicht auch in Kneipen so?
[Aus der Gesundheitszeitung (nicht mehr online verfügbar)]
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Benzapyren
Dieser Stoff gehört zu der Gruppe der Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) . Er entsteht bei unvollständigen Verbrennungsprozessen und findet sich daher u.a. in Autoabgasen und dem Rauch aus Feuerungsanlagen (Heizungen, Kamine). Benzapyren gilt als stark krebserregend und wird für bestimmte Krebserkrankungen (Hautkrebs bei Schornsteinfegern, Lungenkrebs in Gebieten mit starker Luftbelastung) verantwortlich gemacht. Benzapyren entsteht auch beim Grillen. Besonders groß ist die Belastung, wenn Fett direkt in die Glut tropft und dort verkohlt.
Informieren Sie sich bei der Umweltberatung ( Tel. 563 5343 oder 563 6789) über Möglichkeiten, wie man diese Belastung so gering wie möglich halten kann.
Benzapyren [BaP] kommt in fast allen unseren Lebensmitteln vor, auch im Trinkwasser. BaP und andere PAH werden über die Atmung und, zum grössten Teil, über den Verdauungstrakt aufgenommen. Wiener Würstchen, die auf einem offenen Holzfeuer gegrillt werden, enthalten bis zu 1600 µg/kg PAH, wovon etwa 80 µg/kg aus BaP bestehen. In geräucherten isländischen Nahrungsmittelprodukten (der so beliebte Räucherlachs!) wurden BaP-Mengen bis zu 289 µg/kg gemessen.
BaP entsteht bei der Erhitzung von fast allen Lebensmitteln und ist u.a. in Brot, Kuchen, Kaffee und Tee zu finden. Küchendünste enthalten relativ hohe Konzentrationen an BaP, die über die Atmungswege aufgenommen werden.
Besten Dank für die interessanten Ergänzungen!