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Öl: Kräftige Korrektur in Sicht
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Die Zeiten als ein hoher Ölpreis zu Beinahzusammenbrüchen der Weltwirtschaft geführt haben sind vorbei. Mit Erstaunen nehmen Teile der ökonomischen Sachverständigen die Reaktion der Industriestaaten auf den scheinbar unaufhaltsam steigenden Ölpreis auf. Doch zwei extreme Ölkrisen in den Siebziger Jahren haben eine notwendige Umorientierung beschleunigt und die Abhängigkeit von diesem Rohstoff in den Industriestaaten verringert. Dennoch: Die Märkte wollen scheinbar testen, wo die Schmerzgrenze für den Ölpreis liegt. Nimmt man die Schlagzeilenzahl, mit der langsam aber sicher in verkürzten Abständen über die Party am Rohölmarkt von den Medien berichtet wird und die große Aufregung der desorientierten Politik, so könnte das aktuelle Niveau schon fast der Bereich sein, von dem aus eine heftigere Korrektur der Öl-Notierungen starten könnte. (Milchmädchen-Hause) Die technischen Indikatoren deuten allemal schon darauf hin.
Die Nordsee-Ölsorte Brent hat nach dem Überschreiten des Hochpunkts von 80 US-Dollar aus dem Sommer 2006 im Juli 2007 einen beschleunigten Aufwärtstrend begonnen. Dieser führte das schwarze Gold in einem geordneten Aufwärtstrendkanal bis auf 105 US-Dollar. Im April dieses Jahres wurde im Anschluß an eine kleine Konsolidierung auch der obere Rand des Aufwärtstrendkanals verlassen und es begann die aktuell noch laufende Hausse.
Neben fast allen extrem überkauften Indikatoren spricht jetzt aktuell der hohe Abstand zur 200-Tage-Linie für einen deutlicheren Rücksetzer. Abstände von mehr als 30 Prozent wie aktuell sind äußerst selten zu beobachten und deshalb als Warnsignal für Gewinnmitnahmen durchaus ernst zu nehmen. Das erste Ziel einer möglichen Konsolidierung sollte im Bereich 118 bis 120 US-Dollar liegen. Nach einem kurzen Zwischenhoch wären im Sommer dann 105 US-Dollar anzuvisieren.
von Andreas Wolf
Auch wenn ich einen sinkenden Ölpreis schon aus Eigennutzen (Heizkosten, Benzinpreise) begrüßen würde, glaube ich doch nicht daran. Die OPEC kann ihre Förderquoten kaum noch ausweiten und die Nachfrage nach Öl ist ungebrochen hoch. Eine steigende Nachfrage bei gleichbleibendem bzw. sich verknappenden Angebot zieht ceterus paribus immer Preissteigerungen nach sich, dazumal die Kosten der Exploration ebenfalls immer weiter steigen.
Längerfristig sicherlich, doch kurzfristig sagen die technischen Zahlen etwas anderes. Wir werden sehen.
An eine kurzfristige Korrektur glaube ich auch, zumal die Amerikaner mal wieder etwas für einen Wirtschaftsaufschwung tun müssen. Bedauerlich ist nur, dass es überhaupt zu so einem rasanten Preisanstieg gekommen ist. Unfassbar wie Börsenspekulanten die Weltwirtschaft beherrschen dürfen.