Gewalt erlaubt – Rauchen verboten
Zensur-Attacke auf die künstlerische Freiheit
Seit Jahrzehnten sind sie die Ikonen des gewalttätigen Kinderfernsehens: Tom und Jerry haben mit ihren gegenseitigen Attacken schon Millionen von Kindern zum Lachen gebracht. Ungehindert können sie sich mit Hämmern, Äxten und Schwertern traktieren. Selbst die Unmengen von Sprengstoff, mit denen sich die beiden Zeichentrickhelden immer wieder gegenseitig in die Luft jagen, war sittenstrengen Medienwächtern kein Dorn im Auge.
Nur eins ist den beiden Erzfeinden, die sich zwischendurch immer wieder vertragen, nun in Großbritannien untersagt: Sie dürfen in Programmen für Kinder nicht mehr rauchen. Mit der Aufforderung, entsprechende Szenen aus allen Tom-und-Jerry-Filmen zu entfernen, die im Kinderprogramm laufen, hat die Regulierungsbehörde der britischen Unterhaltungsindustrie (Ofcom) jetzt selbst manche Nikotin-Gegner überrascht.
«Wir können doch nicht die Geschichte neu erfinden, indem wir Hollywood-Klassiker nachträglich verändern», sagte Amanda Sandford, Sprecherin der Nichtraucher-Organisation ASH, der Zeitung »Daily Mirror« (Dienstagausgabe).
Doch Ofcom ließ sich nicht beirren: Die ?Möglichkeit eines Schadens? für Kinder, die den guten alten Kater Tom Zigarren oder Zigaretten rauchen sehen, müsse am Schneidetisch ausgeschlossen werden. Die Behörde war eingeschritten, nachdem sich einige erwachsene Zuschauer des Kinder-TV-Kanals Boomerang beschwert hatten.
Sie nahmen unter anderem Anstoß an einer Szene, in der Tom als Wildwest-Cowboy einer hübschen Katze dadurch zu imponieren versucht, dass er sich eine selbst gedrehte Zigarette anzündet. Das Unternehmen Turner Broadcasting, dem der Kinderkanal gehört, hat nach Angaben des »Daily Mirror« inzwischen bereits drei besonders auffällige Rauchszenen aus seinen 162 Tom-und-Jerry-Filmepisoden entfernt.
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