Von Chemie, Einfaltspinseln & Genusskillern
Die Geschichte sei eine Geschichte von Klassenkämpfen, meinte Karl Marx. Was nicht alle Kritiker überzeugt und Zweifler übrig gelassen hat. Etwas anderes allerdings hat sich stets wie ein roter Faden durch alle Kulturen von Feuerland bis Alaska und von Australien bis Sibirien gezogen: die Menschen waren stets auf der Suche nach geeigneten Genussmitteln, die ihr Leben interessant abwechslungsreich machen sollten.
Jetzt kommt man uns mit einer seltsamen Wissenschaft, die alldem ein jähes Ende setzen will. Die wenigen Genussmittel, die nicht schon verboten sind, sollen jetzt auch noch mit der Aufschrift «Sucht» im Papierkorb verschwinden. Ob wir uns nun darüber hinaus für unsere Vorfahren zu schämen haben, darüber schweigt man sich aus. Ist dann doch etwas brisant.
Nun hat man schon fünf Jahre Erfahrung mit dieser neuen Politik und ist nicht gänzlich zufrieden. Die so beglückte Menschheit ist doch etwas tranig und gibt nichts von sich, was Auge und Ohr erfreuen könnte. Und da hat man sich etwas einfallen lassen. Man hat uns – ach – eine Pille.
Ein Telepolis-Autor hat einen Selbstversuch gemacht,
dessen Ergebnisse allerdings stark hinter den Erwartungen zurückblieben, wie man sieht. Da habe ich aber mit dem altbackenen Tabak bessere Erfahrungen gemacht, den ich in 30-jährigem Selbstversuch in gleicher Weise einem Test unterziehe: bahnbrechende Einfälle, großräumige Strategien, eingängige Melodien und muntere Späße wollen mir reihenweise einfallen, wenn ich mir ein Zigarettchen anzünde. Worauf ich dringend angewiesen bin, denn ich bin im Rohzustand eine ziemliche Kartoffel und von teilweise erschütternder Einfalt.
Erstaunlicherweise ist nun der Rest der Menschheit ganz ähnlich konstruiert wie ich. In den USA, wo man als erstes mit dieser Rauch-Prohibition begann, hat die Zahl der Nicht-Kartoffeln keineswegs zugenommen, um es gelinde zu formulieren. Man wäre froh, wenn man nur eine einzige in der gesamten politischen Klasse des Landes fände. Den Schwarzenegger lassen wir mal außen vor, der ist eh Zigarrenraucher.
Wohl Grund genug, das trostlose Experiment schnellstens zu beenden. Die Geschichte wird eine Geschichte der Genussmittel bleiben, daran ändern diese «Wissenschaftler» nichts. Aber dass es gerade uns und unsere Generation betrifft, dass wir es sind, die sich erstmals in der gesamten Historie mit solchen Einfaltspinseln herumärgern müssen, das trifft einen schon hart.
Gruß Meinrad
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