Das Medienhaus NBC/Universal kam am Wochenende etwas vom Weg ab: In einer Anti-P2P-Kampagne wurden doch tatsächlich die Raubkopierer beschuldigt, dass sie Schuld am Niedergang der US-Landwirtschaft hätten.
Nicht etwas Klimawandel, Gen-Veränderungen, intensive Monokulturen mit ihren Bodenerosionen oder das Massensterben ganzer Bienenvölker sind die Ursache dafür, dass Ami-Farmer ihren Mais voriges Jahr nur noch zu Spottpreisen verhökern konnten. Nein! Die bösen Nutzer von Peer-2-Peert-Netzwerken seien laut NBC/Universal Schuld am ruinösen Preisverfall. Genau diesen Zusammenhang «erarbeitete» Haus-Justiziar Rick Cotton für ein FCC-Verfahren: Wenn es P2P nicht gäbe, würden nicht so viele Kinofilme raubkopiert. Dann hätten die Videoverleiher wieder mehr zu tun und die Kinos wären wieder voll. Ergo, könnte der Popcorn-Absatz (= Maisverbrauch) wieder alte Höchststände erreichen, den Farmern würde es wieder gut gehen, sie könnten wieder mehr Maschinen kaufen. Warum er sich ausgerechnet auf diese Berufsgruppe kaprizierte bleibt rätselhaft. Schließlich hätte er auch Schweinefarmer nennen können, die heute weniger «Rohstoffe» für die Kino-Hotdogs anliefern dürfen. Oder die verarmten Erntehelfer von Erdnussproduzenten. Oder Chrysler, die deshalb weniger Spritschleudern verticken, weil kaum noch jemand ins Kino fährt…
Ironie an der zur Unzeit aufgetauchten Story: Im Augenblick geht es den Maisproduzenten wieder besser, denn die Verkaufspreise haben sich in diesem Jahr verdoppelt – und steigen weiter. Auch ein Ergebnis von schlechten Ernten. Falls aber doch die P2P-Filmtauscher Schuld an den steigenden Maispreisen haben sollten, würden die Farmer bestimmt gerne für mehr Raubkopien votieren.
Rick Cotton ist übrigend jene Leuchte, die neulich forderte, dass sich der Staat bitte stärker auf die Raubkopierer konzentrieren möge als auf Bankräuber und Gewaltverbrecher. Amerika, das Land der unbegrenzten Dummheiten.