Die Globalisierungsangst der EU
Gestern begann in Peking der 10. EU-China-Gipfel. Die EU verlangt von den Chinesen eine längst überfällige Aufwertung ihres Yuan gegenüber dem Euro sowie einen sofortigen Abbau chinesischer Handelshemmnisse. Weiter verhandelt die EU über den Patentschutz, denn China gilt als der grösste Produktpirat der Welt. So ist es natürlich ein Einfaches, im dritten Quartal dieses Jahres, laut chinesischem Statistikbüro, ein Wirtschaftswachstum von 11.5 Prozent auszuweisen. Das Bruttoinlandprodukt der Chinesen beträgt bereits 2.7 Billionen Dollar, knapp hinter Deutschland mit 2.9 Billionen Dollar. Experten gehen davon aus, dass China noch in diesem Jahr Deutschland überholt und auf Platz vier verweist. Bereits Ende Juli dieses Jahres hatte der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK) prognostiziert, Deutschland werde im nächsten Jahr auch den Titel des Exportweltmeisters an China verlieren. Dieser Prognose stimme ich vollauf zu.
Wer schon mal in Hongkong war, weiss, dass selbst das renommierte Schweizer Uhren- und Schmuckhaus Bucherer AG und ihre Tochtergesellschaften dort ihre Colliers und Uhren, darunter auch die berühmte Rolex-Uhr, mit mindestens 20 Prozent Abschlag anbieten, um überhaupt das Original gegenüber den Fälschungen attraktiv halten und somit verkaufen zu können. Doch die Macht der Chinesen reicht bis weit in die Schweiz hinein, bis in die plüschbezogenen Läden von Bucherer, wo asiatische Kunden um Preise feilschen dürfen wie auf einem türkischen Bazar. Preisnachlässe von 10 bis 20 Prozent sind dort üblich und im Sommerhalbjahr Tagesgeschäft. Eine Mehrwertsteuer wird ihnen auch nicht berechnet, falls sie ihre gekaufte Ware in China deklarieren. Hinzu kommen Kommissionszahlungen an die Car-Chauffeure und den Tour Guide. Wehe, ein Schweizer Kunde mit niedriger Schamgrenze hätte dieselbe Chuzpe!
Die Forderungen der EU sind also mehr als berechtigt! Wenn man bedenkt, dass der EU durch die Handelshemmnisse täglich 55 Mio. Euro an Umsatz entgehen und wenn man sich die Handelsbilanzzahlen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten zu Gemüte führt, kann einem angesichts der Diskrepanz und Diskriminierung der Hut hochgehen. Wies die EU letztes Jahr ein EU-Handelsbilanzdefizit von noch 131 Mrd. Euro aus so sind es dieses Jahr bereits 180 Mrd. Euro und 2009 werden es geschätzte 250 Mrd. Euro sein. Sämtliche EU-Staaten exportieren mehr in ihrer Gesamtheit in die 7.5 Mio. Einwohner zählende Schweiz als ins Land der 1.3 Mrd. Chinesen.
Wie sagten früher die Amerikaner: «The sky’s the limit!»
[Carolus Magnus]
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