Heute vor 65 Jahren in Basel
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Am 16. April 1943 in Basel, Schweiz: Der Chemiker, Angestellter der des Pharmakonzerns Sandoz, Dr. Albert Hofmann, auf der Suche nach einem neuartigen Blutdrucksenker, synthetisiert nochmals eine Verbindung, die er bereits fünf Jahre früher gefunden hatte: Lysergsäure Diethylamid-25. Während der Rekristallisation zur Gewinnung des unverfälschten, reinen Stoffes wird Dr. Hofmann plötzlich unruhig, agitiert, fühlt sich schwindlig und in seinem Kopf entstehen kaleidoskopartige Bilder – «kaleidoscope eyes», wie die Beatles in ihrem Song «Lucy in the Sky with Diamonds» sangen. Er läßt sich in seinen Sessel fallen und gibt sich dem berauschenden, traumartigen Zustand hin, bis er nach etwa zwei Stunden wieder langsam abklang.
Dieser Vorfall beschäftigte ihn sehr und drei Tage später fragt er sich, ob er durch Zufall etwas von dem LSD abbekommen hätte und ob LSD vielleicht der Grund für seinen temporären mentalen Zustand war. Zurück in seinem Labor entscheidet er, ein Selbstexperiment durchzuführen. Doch welche Dosis soll er nehmen? Er sinniert: Auf der Grundlage anderer bekannter Mutterkornalkaloide wäre die geringste Dosis 0.25 Milligramm, um überhaupt einen Effekt zu erzielen. Er weiß nicht, wie potent diese Droge ist, denn 0.25 Milligramm sind 250 Mikrogramm und das ist die zehnfache minimal aktive Dosis!
Nach etwa 40 Minuten der LSD-Einnahme befällt ihn Schwindel. Trotzdem radelt er noch mit seinem Fahrrad nach Hause. Zuhause angekommen, fällt es ihm schwer, verständlich zu reden. Die Welt um ihn herum ist völlig transformiert. Eine Nachbarin, die ihm ein Glas Milch bringt, mutiert plötzlich zu einer bösen Hexe. Als sich der Zustand langsam wieder verflüchtigt, findet er endlich etwas Schlaf.
Wieder im Sandoz-Labor, bestätigen ihm seine Kollegen die Wirkung von LSD und auch, daß nur ein Drittel der von Hofmann eingenommen Dosis bereits eine tief greifende Wirkung hat. Zuvor kannte man nur eine einzige Droge, die denselben Effekt hatte: Das Meskalin des Peyotl Kaktus. Aber Meskalin benötigte eine viel höhere Dosierung, nämlich 250 bis 400 Milligramm, um denselben Rausch hervorzurufen. Peyotl wurde von den amerikanischen Indianern bereits seit der präkolumbianischen Zeit als göttliches Sakrament angewandt. Der Kaktus wurde mit Pfeil und Bogen in einem genau vorgeschriebenen Ritual «erjagt» und erst nach längerer Zeremonie sowohl als Initiationsritual, als auch als religiöse Erfahrung den Stammesmitgliedern verabreicht.
Mitte der 1950er Jahre gab Sandoz kostenlos einer Gruppe von Forschern diese neue Droge zum Experimentieren frei, mit Folgen für die psychologische Anwendung. Sandoz beschrieb bei dieser Aktion Delysid als «psychotomimetic», also als eine Droge, die natürlich vorkommende Psychosen vortäuscht. Einer dieser Forscher war der Psychiater Stanislav Grof, der an der medizinischen Schule in Prag arbeitete. Grof sowie eine zunehmende Anzahl anderer Wissenschaftler fanden heraus, daß die Droge Zugang zu den transpersonellen Fantasien, die so oft in religiösen Schriften beschrieben wurden, ermöglichte. In einem Brief von Humphry Osmond, einem Schizophrenieforscher, an Aldous Huxley wurde erstmals das Wort «psychedelisch» für LSD-artige Drogen verwendet, das sich schnell etablierte. Das Wort bedeutet in etwa «geistige Offenbarung». 1979 wurde dann das Adjektiv für die Wirkung solcher Substanzen mit «entheogenic» ersetzt, was soviel bedeutet wie «Gott in sich entwickeln». Es umfaßte die traditionelle ethnographische Geisteshaltung gegenüber diesen visionären Pflanzen.
Sowohl Humphry Osmond, als auch Abraham Hoffer behandelten erfolgreich Alkoholismus mit LSD. So halfen sie beispielsweise Bill Wilson, dem Gründer der Anonymen Alkoholiker, seinen Alkoholismus zu heilen. Zu LSD meinte Wilson: «LSD gab mir die Möglichkeit, einen direkten Draht zu Gott zu finden». Andere Forscher wie etwa Oscar Janiger, Myron Stolaroff und James Fadiman zeigten eindrücklich, wie LSD die Kreativität erweitern konnte und der Psychologe Gary Fisher hatte viel Erfolg mit LSD in der Behandlung von kindlichem Autismus.
In der Zwischenzeit war Dr. Hofmann damit beschäftigt, die Chemie anderer psychoaktiver Pflanzen zu charakterisieren: Ololiuhqui (Samen der Prunkwinde) enthielt Lysergsäure, eine ähnliche Verbindung wie LSD und Teonanácatl (Fleisch der Götter) enthält Psylocibin und Psylocin. 1962 reiste er nach Südmexico auf der Suche nach einer Pflanze mit dem Namen «Ska Maria Pastora» (Blätter der Maria, die Schafhirtin), später bekannt als Salvia divinorum, das noch dieses Jahr von der 33-jährigen deutschen Drogenbeauftragten, Sabine Bätzing, als verbotene Substanz auf die Liste der illegalen Drogen gesetzt wird. Hofmann gelang es, einige Exemplare dieser Pflanze zu finden, konnte jedoch nie die aktiven Stoffe identifizieren, die die Wissenschaft inzwischen als diterpenoides Salvinorin A erkannten.
Es war vorauszusehen, daß das LSD die engen Grenzen der Forschungslabore bald verlassen würde und man machte dafür Dr. Timothy Leary hauptverantwortlich. Timothy Leary wird deshalb in vielen Pop-Songs anfangs der 1970er Jahre erwähnt und besungen.
Angeblich inspiriert durch die zunehmende Verfügbarkeit so genannter «Freizeitdrogen» wie LSD und Marihuana wurde in der Folge die Drug Enforcement Agency (DEA) auf den Plan gerufen und eine Welle von Verboten schwappte über die USA, welche alles Psychedelische verbot und die Strafen, ohne großen Erfolg, immer höher ansetzten, sowohl gegen Dealer, also auch bloßen Konsumenten.
Angesichts der stetig zunehmenden engstirnigen, oberlehrerhaften und genußfeindlichen Baptisten-Moral auf der ganzen Welt tönt es einerseits wie ein Hohn, andererseits gibt der Kontrast zur heutigen Health Correctness wahres Zeugnis von unserer gesellschaftlich kranken Beschränktheit ab, wenn man die damaligen Worte von Dr. Albert Hofmanns liest:
«LSD kann eine sakrale Medizin […] sein in Meditationszentren, wo Leute versuchen, tiefer in ihr Ich zu gelangen, ihr Bewußtsein erkunden und die Art von Umgang mit einer reinen Substanz in einer wundervollen Umgebung mit geschulten, wissenden Leitern erlernen wollen – DAS ist meine Vision der Zukunft»
Hofmann nennt LSD die «Medizin der Seele» und er ist angesichts der weltweiten Prohibition, das das LSD in die Unterwelt verbannte, frustriert. «Es wurde während zehn Jahren erfolgreich in der Psychoanalyse angewandt», sagt er und fügt hinzu, daß die Droge von den 1968ern quasi entführt und dann völlig unfair vom Establishment, das die Bewegung stets bekämpfte, dämonisiert wurde. Er gibt zu, daß LSD in falschen Händen gefährlich sein kann.
Dr. Albert Hofmann, am 11. Januar 2008 102-jährig geworden, sprach am 21. bis 24. März 2008 am World Psychedelic Forum im Congress Center Basel.
Bild: NZZ/«Das Basler Buch»
Carolus Magnus
Geleitwort von Albert Hofmann
«Die Entfremdung von der Natur und der Verlust des Gefühls, ein Teil der lebenden Schöpfung zu sein, ist die größte Tragödie unseres materialistischen Zeitalters. Sie ist ursächlich verantwortlich für Umweltzerstörung und Klimawandel.»
Daher messe ich dem Bewußtseinswandel allerhöchste Bedeutung zu. Ich betrachte Psychedelika als Katalysatoren: Es sind Mittel, die unsere Wahrnehmung auf andere Inhalte unseres menschlichen Daseins lenken, so daß wir wieder unseres geistigen Hintergrundes gewahr werden. Psychedelische Erfahrungen in einem sicheren Rahmen können helfen, daß unser Bewußtsein wieder erfüllt wird von diesem Gefühl der Verbundenheit und des Eins-Seins mit der Natur.
LSD und verwandte Substanzen sind keine Drogen im üblichen Sinn, sondern gehören zu den sakralen Substanzen, die seit Jahrtausenden im rituellen Rahmen verwendet werden. Die klassischen Psychedelika wie LSD, Psilocybin und Meskalin zeichnen sich dadurch aus, daß sie kaum giftig sind und kein Suchtpotential aufweisen. Es ist mir ein grosses Anliegen, die Psychedelika aus der Drogendiskussion herauslösen und aufzuzeigen, welches enorme Potential diesen Substanzen zur Selbsterkenntnis, als Hilfsmittel in der Therapie und für die Grundlagenforschung innewohnt.
Es ist mein Wunsch, daß ein modernes Eleusis entstehen kann, in dem suchende Menschen in einem sicheren Rahmen transzendente Erfahrungen mit sakralen Substanzen machen können.
Ich bin überzeugt, daß diese Veranstaltung dazu beiträgt, daß den seelenöffnenden Stoffen ein ihnen gemässer Platz in unserer Gesellschaft und Kultur zuerkannt wird.» – Albert Hofmann, Rittimatte, Donnerstag, 19. April 2007
Einführung
Psychedelika sind seit Jahrtausenden auf der ganzen Erde verbreitet. Psychoaktive Pflanzen standen im Zentrum der ältesten sakralen und medizinischen Rituale. Sie wurden in allen Kulturen als «Pflanzen der Götter» verehrt und galten als Mittler zwischen Mensch und Kosmos und zwischen materieller und spiritueller Dimension.
Im Januar 2006 fand das internationale Symposium «LSD – Sorgenkind und Wunderdroge» aus Anlass des 100. Geburtstags des LSD-Entdeckers Dr. Albert Hofmann statt. Mehrere tausend Besucher und über 200 Medienvertreter aus 37 Ländern trafen sich in Basel zu einer Bestandesaufnahme und einem Gedankenaustausch. Es war die grösste Veranstaltung dieser Art weltweit und hat die – nach den kontroversen Berichterstattungen der 1960er Jahre fast in Vergessenheit geratene – Thematik der Psychedelika wieder der öffentlichen Diskussion zugänglich gemacht.
Das «Welt Psychedelik Forum» soll dem offensichtlichen Interesse Rechnung tragen als Plattform für Fachleute, Forscher und Interessierte aus aller Welt zum Austausch über die vielgestaltigen Aspekten dieser aussergewöhnlichen Substanzen in Medizin, Psychologie, Wissenschaft, Religion, Gesellschaft, Kultur und Kunst.
«Psychedelik» setzt sich aus griechisch «psyche» (Seele) und «delos» (offenbar) zusammen, bezeichnet also einen Zustand, in dem «die Seele offenbart» wird. Der Begriff wurde 1956 durch den Psychiater Humphry Osmond im Austausch mit dem Schriftsteller Aldous Huxley geprägt, die beide das Potential zur Selbsterkenntnis und Bewusstseinserweiterung dieser «neuen» Art von psychoaktiven Substanzen erkannten.
Albert Hofmann hatte 1943 die außergewöhnlichen Wirkungen des LSD entdeckt. Er legte damit einen Grundstein für neue Erkenntnisse über die zu diesem Zeitpunkt weithin unbekannten bewußtseinsverändernden Stoffe. In der Folge setzte eine rege Forschungstätigkeit ein; mehrere tausend wissenschaftliche Arbeiten ergründeten Wesen und Wirkung von Psychedelika. Als jedoch LSD in den sechziger Jahren das Labor verließ und außer «Kontrolle» geriet, wurden Psychedelika generell als «Rauschgifte» ohne jeglichen Nutzen eingestuft und ihre Verwendung weltweit verboten. Diese Maßnahme brachte die vielversprechende Forschung praktisch zum Erliegen.
Die klassischen Psychedelika wie LSD, psilocybinhaltige Pilze, der meskalinhaltige Peyote-Kaktus und Ayahuasca sind aber keine Drogen im üblichen Sinn, sondern gehören gemäß Albert Hofmann «was die chemische Struktur und die pharmakologische Wirkung betreffen, zu den durch das LSD wieder entdeckten sakralen Substanzen, die seit Jahrtausenden im rituellen Rahmen verwendet werden». Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie kaum giftig sind und kein Suchtpotential aufweisen. Ein Großteil der Medien, die öffentliche Diskussion und die Drogenpolitik der meisten Staaten – mit Ausnahme z.B. der Niederlande und der Schweiz – sind hingegen noch immer geprägt von Ignoranz und Vorurteilen.
Die weltweite Jugendbewegung, die vor vier Jahrzehnten mit dem «Summer of Love» ihren Höhepunkt erreichte, war maßgeblich psychedelisch inspiriert. In der Rückschau zeigt sich, daß die Ideen und Perspektiven der «bewußtseinserweiternden» Hippies nachhaltigen Einfluß auf unsere Gesellschaft ausgeübt haben. Ohne den geistöffnenden Impuls der Psychedelika wären viele der heute selbstverständlichen gesellschaftlichen, politischen und und kulturellen Einsichten und Errungenschaften ausgeblieben.
Am «Welt Psychedelik Forum» berichten und diskutieren über 50 Experten aus aller Welt über die vielfältige Welt der Psychedelika, und zeigen auf, welches enorme Potential diesen Substanzen zur Selbsterkenntnis und zum Bewußtseinswandel innewohnt.
update 30.04.2008
ob ich bei inen als tester arbeiten kan
LSD ist durch die üblichen Kanäle erhältlich, die man nutzt, wann immer ein Staat irgend ein Konsumgut auf dem von ihm monopolisierten Markt meint verbieten zu müssen. Dazu brauchen Sie uns nicht, raten aber dennoch eindringlich, es in einer Gruppe von Freunden einzunehmen, die damit bereits Erfahrungen gesammelt hat.